Krampfadern (Varizen)
Entstehung / Krankheitsbild
Kommt es in einer größeren Vene zum Klappendefekt, verändert sich das Gefäß zur dick geschlängelten Krampfader. Versagt die entscheidende Venenklappe (Crosse) in einer der großen oberflächlichen Stammvenen, muss der Defekt beseitigt werden, um mögliche gefährliche Folgen zu verhindern.

Komplikationen von unbehandelten Krampfadern
Thrombose
Klappendefekte in den oberflächlichen Stammvenen führen zum permanenten Blutrückstrom, der auf Dauer auch das tiefe Venensystem überlastet. Der Blutfluss wird träger, es können sich Gerinnsel bilden und die Vene verstopfen. Eine sehr ernste Erkrankung.
Lungenembolie
Ein Blutgerinnsel aus der tiefen Vene kann bis vor die Lunge gespült werden und dort den Sauerstoffaustausch behindern. Höchste Lebensgefahr!
Hautschäden
Der permanente Blutrückstrom kann zur Schädigung des Gewebes führen – typischerweise an der Innenseite des Unterschenkels – mit dunklen Verfärbungen und Verdickungen. Dauerhaft überschwemmtes Gewebe wird nicht mehr richtig ernährt, entzündet sich, neigt zur Ekzembildung (Stauungsekzem). Das Gewebe kann sogar absterben und offene Wunden bilden (Ulcus cruris = offenes Bein), die nur schwer abheilen.
Wie häufig sind Krampfaderoperationen?
Krampfadern sind eine Volkskrankheit. Jedes Jahr werden in Deutschland über 320.000 Patienten an Krampfadern operiert.
Wann ist eine Krampfaderoperation notwendig?
Das sollte nach einer gründlichen Voruntersuchung der Facharzt (Phlebologe) entscheiden. Im Anfangsstadium kann eine leichte Schwellung bereits auf ein Fehlverhalten der venösen Funktion hinweisen. Ohne Therapie verschlechtert das Krankheitsbild und es kann zu Veränderungen an der Haut kommen bis hin zum offenen Bein (ulcus cruris). Thrombosen oder der lebensbedrohlichen Embolie. Je früher Krampfadern behandelt werden, desto größer ist die Chance, dass sich das tiefe Venensystem erholt und eine Stauung mit ihren Folgen ausbleibt.
Kann man Krampfadern auch im Sommer operieren?
Uneingeschränkt ja! Es gibt nach wie vor bei Patienten und einweisenden Ärzten Vorbehalte gegen die Krampfaderoperation im Sommer. Weder aus medizinischer noch aus ästhetisch-kosmetischer Sicht gibt es Gründe, die dagegen sprechen. Die Abheilungsphase ist kurz, und auch Sonnenlicht schadet nicht. Zudem verschlimmern sich Krampfaderbefunde bei Wärme, sodass die Beschwerden im Sommer häufig zunehmen.
Behandlung
Konservative Therapien
Wenn keine Operation erforderlich ist, erwartet Patienten eine fachgerechte, konservative Therapie. Dazu gehört eine kompetente Kompressionsbehandlung. Abhängig vom Venenleiden werden auch Lymphdrainage, Physiotherapie und Naturheilverfahren eingesetzt. Venengymnastik und Venen-Walking können Patienten nach Anleitung üben.
Kompressions-Therapien sind entlastende Therapien des gestörten Venensystems, z. B. manuelle Lymphdrainage, Kompressionsverbände und intermittierende Kompression zur Komplexen Physikalischen Entstauung (KPE).
Bei der intermittierenden Kompression werden durch einen Kompressor Bein-Manschetten mit Luft befüllt und erzeugen einen Druck auf die Extremität. Dieser Druck wird nach einem definierten Zeitraum wieder abgelassen. Durch diese intermittierende Therapie werden auch hohe Druckwerte vom Patienten sehr gut toleriert. Der Einsatzbereich der Intermittierenden Kompression (IPK) liegt in der Therapie von Patienten mit Lymph-, Lip- und Phlebödemen sowie Patienten mit peripheren Durchblutungsstörungen. Ein großer Vorteil dieser Therapieform ist der genau einstellbare und ablesbare Behandlungsdruck.
Besonders geschulte Schwestern umwickeln nach dem Eingriff das operierte Bein mit elastischen Binden, die einen genau kalkulierten Druck ausüben. Auf diese Weise werden die behandelten Venen gut zusammengepresst und können sich dauerhaft verschließen. Zusätzlich sollen die Patienten möglichst viel laufen, um durch die Muskelbewegung den Verschlusseffekt noch zu verstärken.
Nach Beendigung der Verbandsphase bekommen die Patienten speziell angepasste Kompressionsstrümpfe mit nach Hause. Die Modelle sind so attraktiv (Farbe und Material) wie normale Strümpfe oder Strumpfhosen. Diese Kompressionsstrümpfe sollen noch einige Zeit tagsüber (nicht nachts) getragen werden.
Operative Methoden
Wird eine Operation erforderlich, erfolgt sie in der Mosel-Eifel-Klinik ambulant oder stationär. Durch die langjährige Erfahrung und operative Expertise beherrschen wir das gesamte Spektrum aller etablierten Standardverfahren ebenso wie innovative Techniken, zum Beispiel Radiowellen- und Lasertherapien. Alle Eingriffe erfolgen in schonender örtlicher Betäubung. Auf Wunsch ist Vollnarkose möglich.
Das Stripping ist die bekannteste Operationstechnik bei Krampfadern. Dabei wird die kranke Vene nach Einführen einer Sonde durch einen kleinen Schnitt herausgezogen (strippen = herausziehen). Nicht dass jede kranke Stammvene muss entfernt werden. Falls sie nur im oberen Teil erkrankt ist, operieren wir stammvenenschonend, das bedeutet, der gesunde Venenteil bleibt erhalten (z.B. für eine evtl. später erforderliche Bypass-Operation).
Falls die Stammvene zu stark erkrankt ist, muss sie herausgezogen werden (Stripping). Wenn man eine solche Vene belässt, ist man später gezwungen, die Vene doch noch in einer Nachoperation zu strippen. Sämtliche internationalen Studien belegen, dass in solchen Fällen, auf das teilweise Entfernen der Stammvene nicht verzichtet werden kann. Das Stripping kann mit unterschiedlichen Sonden bzw. in unterschiedlichen Techniken geschehen. In der Regel wird die Stammvene bis knapp unterhalb des Knies gestrippt, so dass ein größeres Venensegment im Unterschenkel bleibt für eine evtl. später erforderliche Bypass-Operation (funktioneller Behandlungsansatz).
Bei Beherrschung aller vier Techniken kann man für jeden Patienten das schonendste Verfahren mit dem besten ästhetischen Ergebnis einsetzen.
Stripping-Standardverfahren
Die Stammvene wird mit einer biegsamen Sonde (Babcockstripper) herausgezogen.
Vorteil: Lässt sich immer durchführen.
Nachteil: Ein kleiner Hautschnitt am Unterschenkel ist erforderlich. Die Gewebetraumatisierung am Oberschenkel ist größer, d. h. es können sich Blutergüsse bilden, die nach einer gewissen Zeit aber wieder verschwinden.
Invaginierendes Strippen
Eine starre dünne Sonde wird in die Stammvene eingeführt.
Vorteil: Nur kleiner Gegenschnitt am Unterschenkel.
Nachteil: Gelingt manchmal nicht, weil die Vene bei Verwachsungen nicht komplett entfernt werden kann.
PIN-Stripping
Eine starre dünne Sonde wird in die Stammvene eingeführt.
Vorteil: Kein Schnitt, nur eine Stichinzision am Unterschenkel erforderlich. Diese verheilt fast narbenfrei.
Nachteil: Bei starkkalibriger Stammvene sowie Schlängelungen schlecht möglich.
Hierunter versteht man den Verschluss der defekten Venenklappe an der Einmündung der oberflächlichen Stammvene in die tiefe Leitvene (Leiste oder Kniekehle) mit vollständiger Unterbindung der abgehenden Seitenäste. Hierdurch wird ein Wiederauftreten der Krampfader (Rezidiv) aus dieser Region verhindert. Es werden Techniken eingesetzt, um die Neubildung von Gefäßen aus dem Crossenstumpf (Neoangiogenese) zu verhindern.
In geeigneten Fällen kann auf das Strippen der Stammvene verzichtet werden. Hier wird nur eine Crossektomie vorgenommen mit Entfernung der Astkrampfadern mit der Phlebektomietechnik. Seit Jahren führen wir solche stammvenenschonenden Operationen durch. Sie entspricht der CHIVA-Technik in modifizierter Form.
Dieses Verfahren repariert die defekten Venenklappen. In örtlicher Betäubung wird mit einer Art Kunststoffmanschette die erweiterte Vene auf normalen Durchmesser gebracht, so dass sich die Venenklappen wieder schließen können und die Stammvene erhalten bleibt für eine eventuell spätere Bypass-Operation. Die Manschette funktioniert im Prinzip wie ein innerer Kompressionsstrumpf.
Verschluss der erkrankten (insuffizienten) Perforansvenen. Funktionsunfähige Verbindungsvenen zwischen dem tiefen und oberflächlichen Venensystem werden mit Hilfe kleiner Stiche (Miniinzisionen) oder nach Anlegen eines ca. fünf Millimeter großen Hautschnitts unterbunden bzw. durchtrennt.
Bei diesem schnittfreien Operationsverfahren (Häkelverfahren) werden die Astkrampfadern mittels kleiner Stiche und Spezialinstrumenten (ähnlich wie Häkelnadeln) herausgezogen. Wenn die Stiche nicht größer als ca. 2 – 3 mm gehalten werden können, so verheilen sie im Idealfall völlig narbenfrei.
Operative Alternativtherapien
Alternativ zu der herkömmlichen Stripping-OP bieten wir unseren Patienten die Endoluminale Lasertherapie (ELT) an. Es handelt sich hierbei um ein thermisches Behandlungsverfahren.
Prinzip: Die Vene wird über eine dünne Lasersonde durch Hitze auf Dauer verschlossen. Seitenäste werden in gleicher Sitzung minichirurgisch je nach Kaliber narbenfrei versorgt. Die Behandlung eignet sich vor allem für Anfangs- oder mittlere Befunde. Bei einer stark ausgeprägten Varikosis muss die Indikation zur endoluminalen Laserbehandlung von einem Phlebologen überprüft werden. Ausschlusskriterien sind z. B. stark fortgeschrittene Befunde, ausgeprägte Venendurchmesser, sehr stark geschlängelter Verlauf der Krampfader.
Vorteile der ELT Behandlung
- Keine Narben
- Geringe oder kaum Hämatombildung
- Kurze Strumpf-Tragezeit (5 Tage)
- Kurzer Arbeitsausfall bei geringen Beschwerden
- Rein ambulante Behandlung, die bei uns in Lokalanästhesie durchgeführt wird.
Kostenübernahme
Mit einigen gesetzlichen Krankenkassen besteht ein IV-Vertrag (Integrierte Versorgung). Diese Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Laser-OP. Ob Ihre Krankenkasse dabei ist können Sie telefonisch unter 02674 940-100 erfragen.
Die Schaumverödung ist also für fast alle Arten von Krampfadern geeignet. Ob diese Methode jedoch im individuellen Falle die beste ist, muss der Venenspezialist (Phlebologe) entscheiden. Die Krampfadern werden mit einem speziellen Verödungsmittelschaum behandelt.
Vorteil: Geringe Verödungsmittelmenge, gutes Ansprechen auch bei größeren Krampfadern.
Insbesondere gut geeignet für Rezidiv-Operationen (Venen-Neubildung).
Durch eine Punktion am unteren Ende des kranken Stammvenenabschnittes, d. h. in Kniehöhe oder am Unterschenkel, wird ein Katheter unter Ultraschallkontrolle in die kranke Vene eingeführt. Nun überträgt der winzige Hochfrequenzkatheter Hitze auf die Venenwand (60 – 120 C°). Durch die Wärmeenergie schrumpft die Venenwand, und die Vene verschließt sich in Folge. Im Anschluss wird die Einführstelle mit einer Naht verschlossen oder mit einem Einfachverband bedeckt. Die Behandlung erfolgt unter lokaler Anästhesie. Sie kann ambulant stattfinden und ermöglicht bei komplikationsfreiem Verlauf eine Wiederaufnahme von normalen Alltagsaktivitäten nach etwa zwei Tagen.
Naturheilverfahren
Eine sterile Kochsalzlösung wird in unterschiedlichen Stärken in die Krampfader injiziert.
Vorteil: Es werden keine chemischen Substanzen angewendet. Die Kochsalzlösung wird vom Körper in der Regel gut vertragen.
Nachteil: Etwas schwächere Wirkung, als die gängigen Verödungsmittel bei großkalibrigen Krampfadern. Es können Entzündungen auftreten.
Bestimmte pflanzliche Wirkstoffe helfen, das Venengerüst zu stabilisieren, den Blutstrom zu beschleunigen, Stauungen und Entzündungen zu hemmen (z. B. Rosskastanie, Mäusedorn, Steinklee). Die Mittel werden innerlich und äußerlich angewandt als Kapseln, Dragees, Tropfen, Tee und Salben.
Die Behandlung mit Sauerstoff-Ozon verbessert die Sauerstoffversorgung der Körperzellen und die Blutzirkulation im Gewebe. Dadurch werden die Selbstheilungskräfte und das Immunsystem gestärkt. Ozon ist ein stark reizendes Gas und hat eine desinfizierende, keimtötende Wirkung. Zu therapeutischen Zwecken wird es unter anderem in Form von Begasung von Hautwunden und als ozonhaltiges Wasser für Spülungen in Wunden und Ekzembehandlung eingesetzt.
Kompressionsverbände bei Beinschwellung / offenem Bein. In unterschiedlichen Techniken mit unterschiedlichen Kompressionsbinden entsprechend dem Schwellungszustandes des Beines.
Eine physikalische Therapie und andere Begleitbehandlungen wirken unterstützend: z. B. Wasseranwendungen, Bewegungstraining, Massagen, Lymphdrainage, Sauerstoff-Ozonbehandlung, Neuraltherapie, Akupunktur. In manchen Fällen kann auch eine Blutegeltherapie angeraten sein.
Anästhesieverfahren
Die Tumeszenz-Lokalanästhesie stellt eine Weiterentwicklung der herkömmlichen örtlichen Betäubung dar. In großem Flüssigkeitsvolumen wird eine sehr geringe Konzentration des Lokalanästhetikums aufgelöst. Bei exzellenter Schmerzfreiheit wird der Patient nur gering belastet. Zusätzlich sinkt die Zahl der Blutergüsse nach der Operation.
Um den medizinischen Belangen unserer Patienten in vollem Umfang Rechnung zu tragen, ist bei einer Krampfader-Operation neben Tumeszenzanästhesie auch Vollnarkose möglich.